Das Gesundheitswesen der Schweiz

In der Schweiz verfügen die Kantone über weitgehende Kompetenzen im Gesundheitswesen (z. B. in der Spitalversorgung, der Spitzenmedizin, der Zulassung zur Berufsausübung und der Prävention). Der Bund seinerseits ist zuständig für die obligatorische Krankenversicherung, für die Bekämpfung übertragbarer Krankheiten und für die Fortpflanzungs- und Transplantationsmedizin. Das gesamte Gesundheitssystem ist allgemein darauf ausgerichtet, das System über die Kantonsgrenzen hinaus wettbewerbsfähig zu halten, die öffentliche Gesundheit zu fördern, Kosten zu reduzieren und die Eigenverantwortung zu stärken.

Das Gesundheitssystem der Schweiz ist eine Kombination aus staatlichen, bezuschussten privaten und komplett privaten Systemen:

  • Staatlich: z. B. das Universitätsspital Genf (HUG) mit 2.350 Betten, 8.300 Beschäftigten und 50.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr
  • Bezuschusste private Einrichtungen: die ambulanten Pflegedienste, die bei schwierigen Schwangerschaften, nach einer Geburt, bei Krankheit, nach einem Unfall, bei Behinderung oder im Alter in Anspruch genommen werden können
  • Komplett privat: Ärztinnen und Ärzte, die privat oder in Privatkliniken praktizieren

Alle Personen mit Wohnsitz in der Schweiz sind verpflichtet, eine Grundversicherung gegen Krankheit abzuschliessen; die Wahl des Versicherers ist frei. Die Höhe der monatlichen Prämien ist abhängig von der Wohngemeinde, vom Geschlecht, vom Alter und von der gewählten Höhe des jährlichen Selbstbehalts zwischen 300 und 2.500 CHF für Erwachsene. Der oder die Versicherte kann zwischen den zugelassenen Gesundheitsdienstleistern in der Region, die über die erforderliche Kompetenz verfügen, um die Krankheit zu behandeln, frei wählen, wobei die Kosten bis zur Höhe des offiziellen Satzes von der Versicherung übernommen werden.

Die Gesundheitsausgaben machen in der Schweiz 11,7 % des BIP aus. Sie beliefen sich im Jahr 2014 auf 71,2 Milliarden CHF gegenüber 51,7 Milliarden im Jahr 2004. Bezüglich der Kosten für das Gesundheitswesen pro Kopf der Bevölkerung liegt die Schweiz an zweiter Stelle der OECD-Länder mit den höchsten Gesundheitsausgaben, hinter den USA. Der Anstieg der Gesundheitskosten ist auf die älter werdende Bevölkerung, auf Fortschritte in der Medizin und auf steigende Ansprüche der Bevölkerung auf Medizinalleistungen zurückzuführen. Mit einer Reihe von Massnahmen wird versucht, die Gesundheitskosten zu begrenzen. Dazu gehören die Förderung von Managed-Care-Modellen in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung, die neue Spitalfinanzierung mit einem fixen Preis pro erbrachter Leistung und die „eHealth”-Strategie.

In der Schweiz standen im Jahr 2014 4,6 Spitalbetten pro 1.000 Einwohner zur Verfügung, in Österreich waren es 7,6, in Deutschland 8,2 und in Frankreich 6,2 Betten. In den vergangenen Jahren haben mehrere Kantone ihr Spitalwesen reorganisiert, einzelne Spezialbereiche der Medizin wurden an einem einzigen Ort zusammengefasst und wenig benutzte Einrichtungen geschlossen. Laut OECD kamen in der Schweiz im Jahr 2013 auf 1.000 Einwohner 17,4 Pflegende. Diese Zahl umfasst sowohl diplomierte Pflegefachpersonen (professional nurses) wie auch Gesundheitsfachpersonen mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II (associate professional nurses). Bei den praktizierenden Ärzten waren es 4 pro 1.000 Einwohner. Im Euro Health Consumer Index 2015 belegte die Schweiz den zweiten Platz und das schweizerische System wurde als hervorragendes – wenngleich teures – Gesundheitssystem bezeichnet.

Literaturverzeichnis:

Bundesamt für Gesundheit BAG:
www.eda.admin.ch

Wikipedia:
en.wikipedia.org

OECD, Health at a Glance Europe 2016, S. 160